Gottesdienstkritik mit Jügen Grabowski
 
 veröffentlicht in der evangelischen Jugenzeitschrift "Echt"
 
Eine ungewöhnliche Situation, samstags um 18 Uhr zum Gottesdienst zu gehen. Fußballberichte im Fernsehen stehen sonst normalerweise zu diesem Zeitpunkt auf der Tagesordnung: Heute also Kirche, ein schwieriges Unterfangen.

[..] Als ich mich in dieser besinnlichen Atmospähre der Kirche umschaue, habe ich das Gefühl - ohne die übrigen Leute zu kennen - , daß man näher zusammengerückt ist. Orgelmusik erklingt, man denkt an die Sorgen und Nöte des Alltags, man hat ein gutes Gefühl dabei, endlich mal wieder in der Kirche zu sein. Vier Strophen eines Liedes werden gesungen, in denen immer wieder an den Glauben erinnert wird. Eine ungewöhnliche Situation tritt für mich ein: Ich fühle mich wie in einem Konzert. Eine Frau mit einer sensationell guten Stimme, begleitet von einem Herrn an der Orgel, singt Kirchenlieder (Jubilate). Ich hätte fast applaudiert.

Dann die Predigt des Pfarrers: Jauchzet dem Herrn. Wann, so seine Kernfrage, haben wir das letzte Mal aus vollem Herzen so richtig gejauchzt, jubiliert? Vielleicht über den Gewinn der Weltmeisterschaft im Fußball, vielleicht beim Fall der Mauer? Er hat recht, denn in unserer heutigen Zeit sind Worte wie jauchzen und jubilieren zu Fremdworten degradiert. Das nächste Lied, das von den spärlichen Zuhörern gesungen wurde, hielt diesen roten Faden fest - jauchzen und jubilieren. Lieder können anstecken zum Jubel über die Taten Gottes.

Der Pfarrer verabschiedet noch einmal seine kleine Gemeinde mit einem Segen. Zuvor erschallt noch einmal diese wunderbare Stimme. Ein lebendiger Gottesdienst mit viel Gesang, von Langeweile keine Spur.
[..] Es war eine friedliche Stunde.Ich fühlte mich unheimlich gut.
 

 


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