Lino Ventura
 
geb.: 14. Juli 1919 in Parma/Italien als Angelo Borrini
gest.: 22. Oktober 1987 in Paris

Außer für Käse ist seine Geburtsstadt Parma vor allem berühmt für die Renaissance Maler, die von dort gebürtig waren, wie Corregio oder Parmigianino (klingt auch wie Käse, oder..?!).

Lino Venturas Familie wanderte 1927 nach Frankreich aus, Lino ging im Pariser Bezirk St. Germain zur Schule.

Als er für den Film entdeckt wurde, war er mit 33 Jahren fast schon ein Spätzünder. Vorher hatte er in erster Linie als Ringer von Weltklasse von sich Reden gemacht, ein Unfall zwang ihn schließlich, seinen Sport aufzugeben. Anschließend schlug er sich als Unternehmer für Babykleidung durchs Leben.

Im Jahr 1953 wurde der Regisseur Jacques Becker auf ihn aufmerksam: Lino spielte seine erste Rolle, als Gangster Angelo in "Touchez pas au Grisbi"(dt.Titel: Wenn es Nacht wird in Paris).
 
Mal ganz abgesehen von seinen schier unglaublichen Appetit (in seinen besten Zeiten als Ringer, verputzte er nach eigenen Angaben 23 Koteletts hintereinander oder Omlettes mit 24 Eiern..) und seiner Liebe zu guten alten Kochbüchern, engagierte er sich nachdem seine Tochter Linda nach einer Gelbsucht geistig behindert blieb, für behinderte Kinder und deren Eltern. Dazu gründete er 1958 die Stiftung "Schneeglöckchen".
Das ist weitgehend unbekannt bei einem Schauspieler, der vor allem in den Rollen des "Gorillas" mit der Mimik eines Kilometersteins berühmt wurde.
 
ARMEE IM SCHATTEN
Ein spätes Meisterwerk von Jean-Pierre Melville. Neun Jahre hat Melville angeblich Lino Ventura bekniet doch die Rolle des Philippe Gerbier anzunehmen, bis er schließlich einwilligte.
Gott sei Dank muß man sagen: es wurde einer seiner besten Filme.

Thematisch gehört der Film sicher in die Tradition des Film noir, darüber hinaus läßt er sich kaum in eine Kategorie einordnen, es ist eine Mischung aus Kriminal- und Agentenfilm.
Melville sagte über diesen Film: "Zum ersten Mal zeige ich in diesem Film Dinge, die ich gesehen und erlebt habe. Doch natürlich ist meine Wahrheit eine subjektive und hat nichts zu tun mit der aktuellen Wahrheit. Mit der Zeit tendieren wir dazu, uns an etwas zu erinnern, was uns angenehm, aber nicht wirklich so geschehen ist.(..) Aus der bereinigten Erinnerung an die Resistance habe ich eine retrospektive Träumerei geschaffen; eine nostalgische Pilgerreise zurück in eine Zeit, die meine Generation tief geprägt hat."

Armee im Schatten ist stets auf der Hut vor Klischees, geprägt von genauen Beobachtungen und Detailverliebtheit und meistens ungeschminkt und erschreckend. So bringen in einer Szene die Resistancekämpfer einen Verräter in ihren eigenen Reihen um. Weil es hellichter Tag ist, und sie nicht sicher sind, wie sie die Hinrichtung am 'besten' ungestört hinter sich bringen können, überlegen sie, während ihr Opfer sein Schicksal erwartet.
Die Resistancekämpfer sind so vorsichtig geworden, daß selbst Brüder, die einander begegnen sich nicht trauen, dem anderen von dem zu erzählen, was sie tun.
Am Ende töten sie Mathilde (Simone Signoret), die zuvor Gerbier und anderen das Leben gerettet hat, weil sie erpressbar geworden ist und alle verraten könnte.

 

 
DIE ABENTEURER
 
DAS VERHÖR
Claude Miller, der Regisseur, der später mit Filmen wie "Das Auge" und "Gefahr im Verzug" berühmt wurde, schuf mit "Das Verhör" eine Art Theaterkrimi in Filmform: eine saugute Vorstellung und zwei Paraderollen, für die begnadeten Schauspieler Michel Serrault und Lino Ventura.
In der Silvesternacht wird der Notar Martinaud (Michel Serrault) aufs Kommissariat gebeten, um als Zeuge zu zwei Sexualmorden an kleinen Mädchen auszusagen.
Im Laufe des Verhörs verstrickt sich Martinaud immer mehr in Widersprüche, trotz seines rhetorischen Geschicks.
Inspektor Gallien (Lino Ventura) läßt ihn schließlich vorläufig festnehmen.

Den scheinbaren entgültigen Beweis für die Schuld Martinauds liefert dann seine Frau Chantal (Romy Schneider), die sich schon lange von ihrem Mann distanziert und nur nicht formal getrennt hat.
Der Fall scheint gelöt, der Polizeipräsident gratuliert Gallien.

Doch die Lösung des Falles kommt ganz unerwartet völlig anders und tragisch.

 

DER MAULWURF
Yves Boissets Spionagethriller "Der Maulwurf" ist ein Phänomen: Man hat ihn zweimal gesehen, dreimal oder sechsmal - aber man versteht ihn nicht. Und das nicht weil man eventuell leicht geistig beschränkt wäre, sondern weil der Film/Drehbuchautor/Regisseur - wer oder was auch immer - sich irgendwann im Plot vollständig verirren und nicht mehr den Ausgang finden.
Neben einigen peinlichen Sätzen und Ideen (das Zentrum von Baader-Meinhof ausgerechnet in München..) bietet der Film einige hochkarätige Schauspieler, wie z.B. Michel Piccoli als schmierger undurchsichtiger Schweizer Nationalrat Jean-Paul Chance.
Lino Ventura spielt den "Maulwurf", den Finanzmakler Sebastien Grenier, der im Zürich der späten siebziger Jahre seinen Geschäften nachgeht.
Doch eines Tages weckt ihn der französische Geheimdienst - Grund, so scheint es: in Zürich häufen sich die Anschläge der revolutionären "Volksbrigaden" und Greniers Frau Anna Gretz (Krystyna Janda) lehrt an der Universität, wo auch das Zentrum der "Volksbrigaden" ist. Bald jagt jeder jeden und der Zuschauer ist verwirrt, aber nichtsdestotrotz hat der Film einfach was - vor allem tolle Szenen und Drehorte, Drive und einen wie immer grandiosen Lino Ventura.

 

DER ZWEITE ATEM
 
ADIEU BULLE
 
 

 

 L`homme solitaire..
 
Touchez pas au grisbi...
 
Wie wir ihn kennen und lieben: Lino als französischer Lonesome cowboy der Pariser Unterwelt.
 
 Seine Filme
 
ARMEE IM SCHATTEN
Regie: Jean-Pierre Melville
Frankreich 1969
140 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Paul Meurisse,
Simone Signoret,
Jean-Pierre Cassel und
Serge Reggiani
 
DIE ABENTEURER
Regie: Robert Enrico
Frankreich 1967
110 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Alain Delon,
Joanna Shimkus,
Serge Reggiani
 
DAS VERHÖR
Regie: Claude Miller
Frankreich 1981
88 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Michel Serrault,
Romy Schneider,
Guy Marchant
 
DER MAULWURF
Regie: Yves Boisset
Frankreich 1981
98 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Krystyna Janda,
Michel Piccoli,
Bruno Cremer,
Heinz Bennett
 
DER ZWEITE ATEM
Regie: Jean-Pierre Melville
Frankreich 1966
140 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Paul Meurisse,
Raymond Pellegrin,
Christine Fabrega
 
ADIEU BULLE
Regie: Pierre Granier-Deferre
Frankreich 1975
95 Minuten
Weitere Mitwirkende:
Patrick Deware,
Victor Lanoux,