Zur Geschichte des Films
 
 
Die Entwicklung des Farbfilms im Zwanzigsten Jahrhundert
 
Im Jahr 1906 gab es die ersten Versuche im Kinemacolor-Verfahren von Urban und Smith. Dabei wurden Rot und Grün additiv gemischt, die einzelnen Bilder wurden abwechselnd mit Filtern belichtet. Später wurde der Film mit vor dem Projektor rotierenden Farbscheiben gezeigt. Das erste Kinemacolor-System, Anfang der Zwanziger Jahre eingesetzt, funktionierte so, daß jeweils zwei Filmstreifen belichtet wurden und dann übereinander gelegt, doppelt abliefen und so eine farbige Filmkopie ergaben.
Bela Gaspar entwickelte sein System Gasparcolor in England, ein Verfahren, welches er 1932 vorstellte. Bei Gasparcolor waren auf dem Filmträger drei Emulsionsbeschichtungen aufgetragen, die - je nach Farbe - ausgebleicht wurden.
 
Die häufigsten Techniken der Filmfärbung waren jedoch die von Tonung und Virage. Bei der Virage wurde Filmmaterial mit Transparenzfarbe manuell per Pinsel gefärbt und jede Kopie aufs Neue und einzeln. Ein berühmtes Beispiel: die rote Fahne in Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin" (1925).
Bei der Tonung wurde der gesamte Filmabschnitt im Farbbad eingefärbt oder mit chemischen Substanzen bestrichen (zB blau f. Nacht, grau f. Morgendämmerung, sepia f. abendliches Zimmerlicht usw.) Bsp.: Murnaus „Nosferatu" (1922) , in einer Szene bläst der ins Zimmer fallende Wind die Kerze aus, das Licht im Zimmer wechselt. Die Tonung konnte auch mehrfach wiederholt werden und variiert werden (Doppeltonung). Bsp.: Robert Wienes „Cabinet des Dr. Caligari" (1919/20), der Ausbruch des Vesuv in ver- schiedenen Farben.
 
Schließlich aber setzte sich ein Verfahren entgültig durch. In den 30er Jahren war das Technicolor-Verfahren ausgereift. Dabei liefen in den Kameras drei Streifen parallel in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau, diese wurden dann später übereinander kopiert. Bsp.: 1932 Walt Disneys Zeichentrickfilme der „Silly Symphonies"- Reihe. Der erste Film daraus: „Flowers and Trees". KODAK entwickelte zur selben Zeit einen Filmstreifen, der dreifach beschichtet war und eigentlich für den Amateurmarkt im fotographischen Bereich bestimmt gewesen war.
Ab 1950 setzte sich dieses Verfahren unter dem Namen „Eastman-Color" weitestgehend durch.
 
 Die Entwicklung des Tonfilms
 
Da die direkt erzeugte Filmmusik im Kino zu teuer und zu personalintensiv war, weil schließlich auch Kinoerzähler auf die Dauer eines Films gesehen nicht unbedingt immer ausdauernd genug waren und ihre Konzentration nicht für einen langen Film reichte und auch Filmtitel, die Untertitelung oder auch die Zwischentitel, wie Untersuchungen des Filmforschers H.Birett belegen, erst 1,9 Sekunden stehen müssen, bis sie gelesen werden, der Film also ständig unterbrochen wird - mußte so bald wie möglich eine brauchbare Form des Tonfilms entwickelt werden.
 
Die Bell Telephon Laboratories entwickelten Vitaphone, die Warner Bros. kauften es und setzten es ein. Vitaphone kombinierte einen Film mit einer Schallplatte, welche den Ton ent- hielt, dabei lief der Schallplattenarm von innen nach außen. Jedoch, da die Platten von Hand aufgelegt werden mußten, waren Bild und Ton oft asynchron - von hängenden Platten ganz zu schweigen oder Platten mit Kratzern, die logischerweise auch alles asynchron werden ließen. Der erste „Tonfilm" der mit Vitaphone gezeigt wurde, war der Gangsterfilm „The Lights of New York" (1928).
 
Der Amerikaner Lee De Forest entwickelte 1922 unter der Bezeichnung Phonofilm das Lichttonverfahren: Der per Mikrophon eingefangene Ton wird in Form von Hell-Dunkel- Schwankungen auf einer Spur zwischen dem Bild und der Perforation auf dem Filmband unter-gebracht. Diese Tonpiste genannte Spur wird bei der Vorführung durch Fotozelle, Verstärker und Lautsprecher wieder hörbar gemacht. Diese Verfahren ist heute z.T. noch gebräuchlich und setzte sich auch in Deutschland rasch durch („Tobis Klangfilm" der Firma Ton-Bild- Syndikat). Der erste Deutsche Lichttonfilm (s/w) war „Melodie der Welt" - ein Werbefilm einer Hamburger Reederei, gedreht vom Hamburger Dokumentarfilmer Walter Ruttmann im Jahr 1929.
Weitere Verfahren sind das Magnettonverfahren und das Dolby- Mehrkanal-Verfahren.
 
 Die Entwicklung der Lichtspielhäuser in Europa
 
1895 wurde der erste Cinematograph in Paris von den Brüdern Lumiere vorgestellt. Die in Deutschland um die Jahrhundertwende weit verbreiteten Wanderkinos wurden, vor allem infolge der fortschreitenden technischen Entwicklung, mehr und mehr verdrängt. Denn oft kam es in den Zelten durch die leicht entzündlichen Nitrofilme zu schweren Brandunglücken, daher führten immer mehr Gemeinden für Vorführungen eine polizeiliche Meldepflicht ein, die kostenpflichtig war. Viele Kinovorführer richteten sich daher in den Vorstädten und Arbeiterstadtteilen der großen Städte ein. Ihre Lichtspielhäuser etablierten sich bald. 1910 begann Max Davidsons Projektions AG- Union bekannte Theaterschauspieler für den Film zu rekrutieren. Davidsons Produktionsfirma brachte auch die ersten Filme, eigens für das Kino konzipiert, auf den Markt. Diese Vorgänge zeigten allerdings lediglich Vorgänge nach, die in den USA bereits Jahrte zuvor statt gefunden hatten.
 
 Filmgeschichte in Jahreszahlen
 
1870 präsentierte Henry Renno Heyl in den USA dem zahlenden Publikum erste projezierte Photoserien, die Bewegungsabläufe darstellten.
 
1873 Eadweard Muybridge zeigt „Das galoppierende Pferd" , stroboskopisch abfotografierte Bewegungsabläufe, die zum ersten Mal beweisen, das ein Pferd beim Galoppieren für einen Moment vom Boden abhebt. Die Entwicklung des „Zoopraxiscopes", dessen Bilderdarstellung schon kontinuierliche Bewegung darzustellen vermochte.
 
1889 George Eastman stellt den ersten Rollfilm aus Zelluloid vor. Eigentlich war dies für die Fotografie entwickelt worden und sollte die Photoplatte ablösen. Thomas Alva Edison entwickelte diese dann zum
 
1891 Kinematographen. Der erste damit präsentierte Film: „The Sneeze", ein herzhafter Nieser von Edisons Labormitarbeiter und Ingenieur Fred Ott. Länge: 30 Sekunden.
 
1894 Im Januar 1894 läßt sich Edison dieses Verfahren patentieren. Damit konnte Edison nach und nach die Mutoscope-Konkurrenz abhängen, bei diesem Verfahren sahen die Kunden in eine Art Guckkasten, wo durch Münzeinwurf eine Art Daumenkino Bewegungsabläufe auslöste.
 
1896 April, New York: erste Leinwandprojektion durch Edison.
 
1902 In der Penny Arcade von Los Angeles (P.A., weil das Publikum Münzen einwerfen mußte) eröffnet Thomas Tally das erste Electric Theater. Eintritt beträgt 10 cents= 2 Nickels, weshalb für die Filmtheater bald der Begriff „Nickelodeon" entsteht.
 
1907 das 5000. Nickelodeon wird in den USA eröffnet. Bereits 1900 ist der erste inszenierte Film entstanden: Edwin S.Porter entwickelt für die Edison Company „The life of an american fireman", die Geschichte eines amerikanischen Feuer- wehrmanns, der eine junge Mutter und ihr Baby aus einer Feuersbrunst rettet. Länge: 12 Minuten.
Zu beweisen ist es allerdings nicht mehr, ob dies tatsächlich der erste Film war, weil die Edison Company sich mit recht ruppigen Methoden gegen unlizensierte Konkurrenz wehrte: sie zerschoß ihren Konkurrenten den Maschinenpark.
 

 


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